LBV Nistkastenaktion (4.3.23)

Von Rainer Glissnik

Mauersegler leben meist in der Luft

Mitwitz – Fünf Mauerseglerfamilien und ein Turmfalkenpärchen finden am Mitwitzer Biomasseheizwerk neue Nistmöglichkeiten. Mit tatkräftiger Unterstützung der Mitwitzer Feuerwehr wurden vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) beschaffte Nistmöglichkeiten in ziemlicher Höhe angebracht. Schließlich wurde bei Hof/Steinach auch noch ein Storchennest erneuert. Mauersegler sind Höhlenbrüter. Etwa von Ende April bis August, manchmal noch bis September sind sie in Deutschland. "Sie sind Kulturfolger, nisten in menschlichen Ansiedlungen", erklärt der Vorsitzende des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz Kronach Uli Münch. Üblicherweise brüten sie in Gebäudenischen, was bedeutet, dass ihre natürlichen Brutplätze vorwiegend an hohen, alten Gebäuden und Industrieanlagen liegen, da neue Gebäude und solche, die energetisch saniert wurden, zu wenig natürliche Öffnungen haben.

V.l.n.r.: (1) Landesbund für Vogel- und Naturschutz, Mitwitzer Feuerwehrleute und die Betreiber des Mitwitzer Biomasseheizwerks bieten Mauerseglern und Turmfalken in ziemlicher Höhe neue Nistangebote. Zu sehen sind, von links, Daniel Sünkel, Sebastian Höpflinger, Uli Münch, Peter Schneider, Moritz Köhn, Michael Wenzel, Matthias Weber und Wolfgang Wenzel. (2) Nistkästen für Mauersegler und ein großer für Turmfalken wurden am Mitwitzer Biomasseheizwerk angebracht. Die Feuerwehrleute sorgten mit ihrer Leiter dafür, dass diese in großer Höhe angebracht werden konnten.  (3) Wolfgang Wenzel bringt den Nistkasten für den Turmfalken an.

Die natürlichen Brutmöglichkeiten schwinden mehr und mehr.  Gebäudebrütern wie den Mauerseglern fällt es immer schwerer, einen Nistplatz zu finden, Eier zu legen und ihre Jungen auszubrüten und aufzuziehen. Mauersegler sind Vögel, die sich in der Gruppe wohl fühlen. Sie würden gerne in Schwärmen fliegen und in Kolonien brüten. Es ist für sie kein Problem und eher ein Vorzug, wenn mehrere Nistplätze in räumlicher Nähe zu finden sind. Sie sind schon eine äußerst erstaunliche Vogelart: Mauersegler können monatelang fliegen, ohne zu landen. Bodenkontakt haben die Vögel meist nur in der Brutzeit, erklärt Uli Münch. Aber es geht noch toller: sie schlafen in der Luft! Wirklich? Es ist so unglaublich, es genau nachzuprüfen. Beispielsweise "BR Wissen" bestätigt dies. Mit Sendern ausgestattete Vögel zeigen, dass manche Mauersegler von den Brutgebieten in Europa nach Zentralafrika und zurückflogen, ohne ein einziges Mal den Boden zu berühren. Mauersegler legen jährlich rund 190 000 Kilometer zurück. Und das mit dem Schlafen in der Luft? Ähnlich wie Delfine können sie eine Gehirnhälfte abschalten, die dann schläft. Mit der anderen steuern sie aktiv den Flug. Jungvögel sind selbständig, sobald sie das Nest verlassen. Sie finden ihren Weg ins Winterquartier nach Afrika ganz alleine ohne die Eltern. Schwindende Nistmöglichkeiten und Rückgang der Insekten brachten diese faszinierende Vogelart auf die Vorwarnliste der „Roten Liste“. Mit den Schwalben sind sie übrigens nicht verwandt, trotz mancher Ähnlichkeit.

Ob die Mauersegler die neuen Nistangebote am Mitwitzer Biomasseheizwerk finden? Generell gilt: Mauersegler lassen sich nur da ansiedeln, wo bereits Mauersegler fliegen. Schließlich müssen sie einen Brutplatz auch entdecken können. Die Naturschützer wollen deshalb aufgezeichnete Rufe von Mauerseglern abspielen, wenn die Vögel aus dem Süden zurückkehren. Diese Rufe sollen das Gefühl erzeugen, dass sich hier schon andere Mauersegler niedergelassen haben. Mauersegler fliegen direkt von unten den Nistplatzeingang an, dazu sollte eine Einflughöhe von mindestens fünf Metern vorhanden sein. Das ist bei den Nistmöglichkeiten am Heizwerk bestens gegeben. War schon das Anbringen der Mauersegler-Nistkästen ganz schön anstrengend, wurde es insbesondere für Wolfgang Wenzel – er montierte oben am Ende der Leiter letztlich die Kästen – noch außen einen größeren Nistkasten für den Turmfalken anzubringen. Auch Turmfalken nutzen gerne die Nähe zum Menschen. Die Mauersegler als künftige Nachbarn haben von ihm nichts zu befürchten. Auf seinem Speisezettel stehen vor allem Kleinnager wie Wühlmäuse. Er kann ultraviolettes Licht wahrnehmen, um Kot und Urin von Kleinnagern zu entdecken.

Neues Nest für den Storch

LBV und Wehrleute machten sich an eine weitere Aufgabe. Erfreulich ist die Zunahme von Störchen in unserer Region. Auf einem alten Trafohäuschen bei Hof/Steinach wurde ein im Lauf der Jahre verwittertes Storchennest erneuert. Hier waren nur noch die Träger vorhanden. Altbürgermeister Hans-Peter Laschka spendierte einen Weidenkorb, den dessen Sohn angefertigt hatte.

Die Leiter der Mitwitzer Feuerwehr war auch Voraussetzung, um das Storchennest in Hof/Steinach erneuern zu können. Wolfgang Wenzel (links) und sein Sohn Michael wagten sich in luftige Höhen, um auf einem alten Trafohäuschen in Hof/Steinach einen neuen Weidenkorb als Grundlage für ein Storchennest anzubringen.