Die Gubel hat die Menschen schon immer fasziniert. Schulklassen wanderten dorthin, man feierte dort Feste und nicht nur die Kinder lauschen der Geschichte von den Schlazla, sagenhaften Zwergen, die in einer Höhle nahe dem Gipfel haus(t)en. Die Gubel, eine Muschelkalkerhebung über dem Steinachtal zwischen Leutendorf und Mödlitz, die bei schönem Wetter Fernsicht bis weit in das Coburger und Lichtenfelser Land gestattet, entwickelt sich seit einigen Jahren zu einer wichtigen Rettungsinsel für seltene und gefährdete Arten.
Die Gubel in der Landschaft: Der rechte obere Hang dient als Ziegenweide, der Steilhang ist Teil einer Kuhweide; die Übergänge zum Wald sind extrem mager und artenreich.
Neben dem Landesbund für Vogelschutz besitzen auch der Landschaftspflegeverband Frankenwald und das Staatliche Bauamt Bamberg ökologisch ausgerichtete Flächen. Es bildet sich ein
strukturreiches Mosaik aus Wald, Wiesen, Weiden und extensiven Äckern, das für eine Aufwertung zur Verfügung steht:
Beiträge zur Artenvielfalt liefern aber auch die privaten Grundstücke, die der wichtigen Vernetzung dieser Lebensräume dienen. Ihre Einbettung in ein flexibles Gesamtkonzept - ob über
Verpachtung, Teilnahme an staatlichen Extensivierungsprogrammen oder einfach so - schafft hier erst die erforderliche Größe für ein stabiles, artenreiches System in einem Meer von intensiver
Landnutzung.
Waldwiese an der Gubel: hier ist der Waldrand geöffnet, und bietet magerkeits- und lichtliebender Flora neue Chancen.
Hauptgewinner dieses Zusammenschlusses dürfte das wärmeliebende Purpur-Knabenkraut sein, die durch ihre stattliche Größe nicht nur Botaniker erfreut. Im Herbst zeigen Silberdistel und Enziane die Faszination früherer Schafweiden, während einige Raritäten der Ackerflora vermutlich nur Kenner begeistern. Auch ohne Blüten: Der Wechsel zwischen dichten Heckensäumen, Lichtungen, Baumveteranen und überraschenden Aussichten belohnt jede Mühe und jeden Besuch der Gubel.
Von links nach rechts: das
wärmeliebende Purpur-Knabenkraut (Orchis
purpurea), in lichtem Wald und Offenland zu finden; es verträgt jedoch keinen Nährstoffreichtum und benötigt daher wie viele andere Kräuter den Verzicht auf intensive Nutzung.
Sommeradonisröschen (Adonis aestivalis), ein prächtiges Ackerwildkraut, und der seltene Kreuzenzian (Gentiana cruciata).
Was der einen Art nützt, kann der anderen schaden - Pflege bedeutet geplantes Eingreifen, das von der Natur nicht immer klar beantwortet wird. Also erhöhen Flexibilität und Strukturreichtum den Erfolg; Toleranz gegenüber manchen Eigenwilligkeiten der Natur vorausgesetzt. An Grenzen kommt dieses Vorgehen bei stark gefährdeten Arten, die ganz besonders zu betreuen sind. Sind sie erstmal verschwunden, gibt es kaum noch ein Zurück.
Aufmerksame Landschaftspfleger: Die Coburger Füchse sind eine alte, seltene und anspruchslose Schafrasse, die vorwiegend in den Mittelgebirgen zu Hause war. Das Fleisch wird von der Familie Schwämmlein aus Leutendorf in einem Hofladen angeboten. Die seltsamen „Waldbewohner“ dieses Bildes scheinen jedenfalls ihren Naturschutzauftrag an der Gubel zu geniessen.