Tiefenbach - Sullersholz

Anfänge

1992 kam der LBV im Tiefenbachtal zu einem ersten Grundstück, damals als Ausgleichsfläche für Stromleitungsbau. 2019 kam das obere Stück dazu, die Fläche wurde offener und freier. Bei diesem 1,8 ha großen und sehr versteckt liegenden Pflegebereich im Osten von Steinberg/Wilhelmsthal handelt es sich um das Überbleibsel eines schmalen Wiesengrunds zwischen dem Tiefenbachtal und der Hochfläche von Eibenberg.


Diese historische Gliederung des Frankenwaldes bis ins 20.Jahrhundert - nämlich die großräumige Vernetzung der artenreichen Wiesen untereinander - lässt sich auch in diesem Fall in den historischen Karten des Bayernatlas leicht nachvollziehen. Ihre Aufforstung mit Fichten wurde spätestens nach dem zweiten Weltkrieg nachdrücklich verfolgt, so dass nur wenige Ausnahmeflächen in Form von Waldlichtungen erhalten blieben. Schneebruch, Naturschutzarbeit wie Bachfreistellungen und aktuell der Borkenkäfer gestatten an manchen Stellen eine Ahnung dieser früheren Strukturen. Damals mit der harten Arbeit des Heuens verbunden, konzentriert sich die Flächenbetreuung heute auf Arten- und Landschaftsschutz.

 

Bild rechts: Die mühsame Mahd führt zu einer parkartigen Ansicht der kleinen Lichtung. Ganz schlecht wäre das Liegenlassen der geschnittenen Pflanzenreste, da so eine undurchdringliche Mulchschicht entsteht. Kräuter - unsere Blütenpflanzen - bekommen dann kein Licht mehr und die Vegetation „vergrast“: nichts für Insekten, nichts für die Artenvielfalt und nichts für’s Auge.

 


Besonderheit

Auch in diesem Entwicklungsgebiet beteiligen sich Privateigentümer an der Förderung der Artenvielfalt. Hier handelt es sich um eine ehemalige Teichanlage, die durch gewollte Nutzungsextensivierung vom Forellenbecken zum Amphibientraum wurde. Unter anderem sind der Feuersalamander und der Fadenmolch beheimatet. Weiterhin finden Grasfrösche, Schlangen wie die Ringelnatter, Erdkröten und vieles mehr an Tieren hier eine Heimat. Neben lichtliebenden Blumen wie dem Stattlichen Knabenkraut (Orchis mascula) und dem Heilziest (Betonica officinalis) bietet die Fläche außerdem auch Bäumen wie dem Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und der Buche (Fagus sylvatica) Lebensraum.

Auf dem Trockenen: Lissotriton helveticus, der Fadenmolch - hier ein Männchen mit dem namensgebenden Faden am Schwanzende - hat die veränderte Situation im „Sullersholz“ schon genutzt und die quellnahen Kleingewässer besiedelt. Wie der Feuersalamander liebt er halbschattige Lagen mit viel Laubholz, das reuchlich Insektenfutter verspricht. Nehmen wir ihn Ernst!

Das Mannsknabenkraut (Orchis mascula) war hier viele Jahre verschollen. 2021 hat es wieder geblüht. Vielleicht kommen auch noch andere Orchideenarten zurück. Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Maiglöckchen (Convallaria majalis) jedenfalls sind schon wieder da.


Naturweide

Seit 2020 wurden abgestorbene Fichten beseitigt und die natürliche Sukzession setzte ein. Sukzession ist die Abfolge von Veränderungen in der Artenzusammensetzung eines Ökosystems im Laufe der Zeit, Tiere und Pflanzen kehren zurück.

 

Dr. Lothar Haake begutachtet das vorläufige Ergebnis der Fichtenentfernung. Noch gibt es nur eine Kahlschlagsflur zu sehen, die aber schon für eine bessere Belichtung der unterhalbliegenden Wiese sorgt.

Mit der „Naturweide Tiefenbach“ wagt sich der LBV im Herbst 2024 schließlich an die Schaffung einer Waldweide. Die extensive Beweidung zur Gestaltung der Flächen übernehmen dabei Galloway-Rinder des Windheimer Biolandwirts Christoph Neubauer. Eine Besonderheit stellen Wanderwege dar, welche die der Weide kreuzen und auch während der Beweidungszeiten genutzt werden können. Die Einrichtung der Naturweide im Tiefenbachtal hat das Ziel, dass sich halboffene Landschaften entwickeln können, wie einst die Naturlandschaften, in der Großtiere grasten.

 

Galloway-Rinder auf der neuen Naturweide.

 

Weitere Informationen zum Weideprojekt auf der Projektseite.