Tiefenbach - Sullersholz

Bei diesem mittlerweile schon ansehnlichen 1,8 ha großen und sehr versteckt liegenden Pflegebereich im Osten von Steinberg/Wilhelmsthal handelt es sich um 3 Grundstücke des Landesbundes für Vogelschutz, die nach und nach gesichert werden konnten. Ausgangspunkt war der Kauf einer letzten kleinen Lichtung inmitten von Fichtenwäldern Anfang der 90er Jahre: Überbleibsel eines schmalen Wiesengrunds zwischen dem Tiefenbachtal und der Hochfläche von Eibenberg.


Diese historische Gliederung des Frankenwaldes bis ins 20.Jahrhundert - nämlich die großräumige Vernetzung der artenreichen Wiesen untereinander - lässt sich auch in diesem Fall in den historischen Karten des Bayernatlas leicht nachvollziehen. Ihre Aufforstung mit Fichten wurde spätestens nach dem zweiten Weltkrieg nachdrücklich verfolgt, so dass nur wenige Ausnahmeflächen in Form von Waldlichtungen erhalten blieben. Schneebruch, Naturschutzarbeit wie Bachfreistellungen und aktuell der Borkenkäfer gestatten an manchen Stellen eine Ahnung dieser früheren Strukturen. Damals mit der harten Arbeit des Heuens verbunden, konzentriert sich die Flächenbetreuung heute auf Arten- und Landschaftsschutz.

 

Bild rechts: Die mühsame Mahd führt zu einer parkartigen Ansicht der kleinen Lichtung. Ganz schlecht wäre das Liegenlassen der geschnittenen Pflanzenreste, da so eine undurchdringliche Mulchschicht entsteht. Kräuter - unsere Blütenpflanzen - bekommen dann kein Licht mehr und die Vegetation „vergrast“: nichts für Insekten, nichts für die Artenvielfalt und nichts für’s Auge.

 


Besitz

In der Obhut des Landesbundes für Vogelschutz befindet sich durch Ankauf und Pacht ein kleines Wiesenüberbleibsel mit benachbarten Rodungen. Zurzeit wird der Mahdteil per Hand gepflegt, die Begleitgrundstücke befinden sich in der Übergangsphase vom alten Fichtenbestand zum Zielbiotop.

Dr. Lothar Haake begutachtet das vorläufige Ergebnis der Fichtenentfernung. Noch gibt es nur eine Kahlschlagsflur zu sehen, die aber schon für eine bessere Belichtung der unterhalbliegenden Wiese sorgt. Eine geförderte Teilmulchung - hier ist eine Einebnung der Baumstümpfe gemeint - soll die Optimierung der Fläche beschleunigen und verzahnte Übergänge zur benachbarten Wiese sicherstellen.

Besonderheit

Auch in diesem Entwicklungsgebiet beteiligen sich Privateigentümer an der Förderung der Artenvielfalt. Hier handelt es sich um eine ehemalige Teichanlage, die durch gewollte Nutzungsextensivierung vom Forellenbecken zum Amphibientraum wurde. Weitere Umgestaltungen von kleinen „alten“ Wasserstauanlagen in Richtung naturnaher Tümpel sind noch geplant.

Auf dem Trockenen: Lissotriton helveticus, der Fadenmolch - hier ein Männchen mit dem namensgebenden Faden am Schwanzende - hat die veränderte Situation im „Sullersholz“ schon genutzt und die quellnahen Kleingewässer besiedelt. Wie der Feuersalamander liebt er halbschattige Lagen mit viel Laubholz, das reuchlich Insektenfutter verspricht. Nehmen wir ihn Ernst!

Das Mannsknabenkraut (Orchis mascula) war hier viele Jahre verschollen. 2021 hat es wieder geblüht. Vielleicht kommen auch noch andere Orchideenarten zurück. Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Maiglöckchen (Convallaria majalis) jedenfalls sind schon wieder da.


Ziele

Nachdem der Einsatz üblicher landwirtschaftlicher Maschinen schon an der schlechten Wegeerschließung scheitert, soll mittelfristig eine sehr extensive Beweidung mit Schafen, Ziegen oder kleinwüchsigen Rindern zu halb offenem Bewuchs führen, der mit entsprechender Betreuung seltene Wiesenarten, Insekten und andere Kleintiere fördert. Eine Fortsetzung der Talfreistellung würde zu einem einmaligen Landschaftserlebnis führen: das Durchwandern eines früheren Seitentälchens vom Tiefenbachgrund bis zur Eibenberger Hochfläche - mehr Biotopvernetzung geht nicht!