Amphibienzaun bei Burgstall

Jedes Frühjahr beginnt für die meisten unserer Kröten, Frösche und Molche eine mitunter gefährliche Reise. Sie verlassen ihr Winterquartier und machen sich auf zu dem Gewässer, in dem sie einst zur Welt kamen. Nun ist ihr Ziel für neuen Nachwuchs zu sorgen. Da sich Amphibien nur im Wasser fortpflanzen können, drängt sie ihr Instinkt jedes Hindernis zu überqueren. Handelt es sich dabei um eine vielbefahrene Straße, endet die Reise für die kleinen Tiere oft noch bevor sie das Laichgewässer erreichen. Wodurch sich der Fortpflanzungserfolg für die gesamte Art schmälert.

Auf dem Weg zum Laichgewässer lassen sich männliche Erdkröten gern von Ihren potentiellen Partnerinnen Huckepack nehmen; am Laichgewässer angekommen beginnt der Paarungskampf. Während der Wanderung bietet die bräunlich-gelbe Haut dem Grasfrosch eine perfekte Tarnung auf erdfarbenem Untergrund (leider schützt sie nicht vor heranrollenden Autos). Der Schilfstreifen am Laichgewässer bietet Schutz und den idealen Paarungsort für Molch und Co.

Zaunbau

Bedingt durch den Abbau von Quarzsand, ist in den vergangenen Jahrzehnten entlang der ehemaligen B303 bei Burgstall eine Teichlandschaft entstanden, die von vielen unserer heimischen Amphibienarten als Kinderstube genutzt wird. Gleichzeitig bieten die Wiesen und Wälder auf der anderen Straßenseite das wichtige Winterquartier. Der einzige Weg zu verhindern, dass die ziehenden Tiere Opfer der vorbeifahrenden Autos werden (als Wechselblüter pausieren sie ausgerechnet auch noch gerne auf dem warmen Asphalt), besteht darin sie noch vor dem Erreichen der Straße einzusammeln. Zu diesem Zweck wird jedes Frühjahr, noch vor Beginn der Wanderung, ein Amphibienzaun auf einer Länge von etwa 700 m errichtet. Dieser hindert die Tiere die Straße zu betreten und zwingt sie so lange am Zaun entlang zu kriechen, bis sie in einen der in regelmäßigen Abständen in den Boden eingelassen Eimer fallen. Dort sammeln Helfer die Tiere auf, um sie anschließend sicher zu ihrem Laichgewässer zu bringen. Finanziert wird die Maßnahme durch das Staatliche Straßenbauamt und den Landschaftspflegeverband Frankenwald Landkreis Kronach e.V. mit Beteiligung des Umweltministeriums des Landkreises, der ökologischen Bildungsstätte Oberfranken und der Gemeinde Mitwitz.

Zaunbau an der Straße zwischen Mitwitz und Burgstall (früher B303). Damit die Amphibien nicht unter dem Zaun durchschlüpfen, muss dieser eingegraben und festgestampft werden. Auf einer Länge von über 850 Meter werden die Tiere daran gehindert ungeschützt die Straße zu überqueren.

Täglich wird der Amphibienzaun von Helfern kontrolliert. Über die Anzahl und Art der Amphibien wird dabei genau Statistik geführt. Die eingesammelten Tiere werden sicher über die Straße getragen und in das Laichgewässer eingesetzt.

Konzert

In warmen Nächten kann man die Amphibien bis weit über die Sandgrube hinaus rufen hören...

Statistik

Sowohl der Zaunbau, in der Regel bei widrigem Wetter und frostigem Boden (wenn es erst mal warm ist, hat die Wanderung der Amphibien schon begonnen), als auch die tägliche Kontrolle bis die letzten Nachzügler in den Eimern gelandet sind (ein Zeitfenster von etwa zwei Monaten), braucht Zeit und Helfer. In den letzten Jahren waren deshalb auch Mitglieder unserer Kreisgruppe beim Bau und Sammeln in Burgstall im Einsatz. Das sich der Aufwand lohnt, kann man sehr eindrucksvoll an der Erdkröte erkennen, deren Population in den vergangenen 20 Jahren von wenigen hundert Tieren auf mehrerer Tausend angewachsen ist.

Seit dem Bestehen des Burgstaller Zauns ist die Zahl der eingesammelten Erdkröten von 150 auf bis über 8000 Individuen angewachsen. Dies zeigt welch entscheidenden Beitrag die Schutzmaßnahme für den Erhalt einer Population leisten kann.

Die Erfolgsgeschichte der Burgstaller Erdkröten lässt sich leider nur bedingt auf Molchen und Fröschen übertragen. Obwohl auch hier zeitweise ein starker Anstieg der gezählten Tiere beobachtet werden konnte, sind die Zahlen in den vergangenen Jahren wieder rückläufig. Schuld daran ist nicht der Zaun - der ist so dicht wie eh und je. Vielmehr unterstreicht dies den allgemein zu beobachtenden Trend, dass Amphibien bei uns auf dem Rückzug sind. Intensive Landwirtschaft, Zerschneidung und Bebauung der Landschaft, und das Insektensterben (im Umkehrschluss weniger Nahrung für Kröten, Frösche und Molche), sowie der Klimawandel und zunehmend trockene Frühjahre, machen es einer Spezies, die vor etwa 380 Millionen Jahren damit begann, ihren Lebensraum auf die Landflächen in der Umgebung von Binnengewässern auszudehnen, zunehmend schwerer in einer vom Mensch dominierten und veränderten Landschaft zu überleben. Zum Glück kann jeder von uns etwas dagegen unternehmen, etwa durch Einrichten von Feuchtflächen im eigenen Garten oder auch nur indem man in den ersten lauen Frühlingsnächten besonders aufmerksam auf die Fahrbahn achtet.

Auch für Molche und Frösche zeigt die Statistik eine Erholung der Bestände. Leider ist der Trend in den letzten Jahren aufgrund veränderter Umweltbedingungen und des Klimawandels wieder rückläufig. Umso wichtiger ist es, dass die verbleibenden Tiere nicht auch noch durch den Straßenverkehr dezimiert werden.